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Interessierte Mitmenschen haben vorgestern mit einem …äh Informationsblatt für den Tag der offenen Tür im neu eingerichteten Flüchtlingsheim eine Straße weiter geworben. Man müsse das alles verhindern.

Vielleicht vorher noch dieses: der Eigentümer des Gebäudes hat den Pachtvertrag mit dem Betreiber des Hotels nicht verlängert. Es gab zwar überall Unterschriftslisten gegen die Schließung des Hotels aber letztendlich hat der Eigentümer aus freien Stücken die Schließung des Hotels veranlasst und sein Gebäude der Stadt angeboten. Warum auch immer.

Als Bürger muss man ja seiner Bürger-Pflicht nachkommen und kontrollieren was denn alles vom Steuergeld bezahlt wird! Das machen wir ja immer und bei allen öffentlichen Investitionen. Wie immer bei den Kontrollen der öffentlichen Investitionen war ein beachtliches Aufgebot an Polizei und Feuerwehr vor Ort! Genau! Die müssen die interessierten Mitmenschen ja vor Übergriffe durch etwaige Bösewichte schützen! Blöd nur das die neuen Bewohner noch gar nicht da sind.

Das …äh ehemalige „kulturelle Zentrum“ in meinem Wohnbezirk war brechend voll, also voller als es zu Hotel-Zeiten jemals war. Die Stimmung war bombig. Die städtischen Mitarbeiter gaben sich redlich Mühe zu informieren:

Schnell mal einen Rundgang machen und gucken ob die Flüchtlinge nicht besser wohnen als der Mitmensch das genehmigen würde.

„HA! Stilmöbel! Sowas hamwer ja nicht mal Zuhause!“

Warum ein ehemaliges Hotel die bestehenden, gebrauchten Möbel wegwerfen soll um weniger schöne Möbel aufzubauen, das konnte der von mir befragte Mitmensch nicht beantworten.

Weiter! Die Interessierten Mitmenschen  haben sich auch in der bestens ausgestatteten Gemeinschaftsküche versammelt.

„Die haben ja neue Herde!“

Fünf übrigens, das gebietet die Chronistenpflicht! Und hochwertigstes Presspappenmobilar!

Gehen wir doch mal durch die luxuriösen Hallen die Zimmer begutachten:

Da freut sich das Steuerzahler-Herz doch! „Hamsen den Belag rausgerissen! Gut so! Nicht das die da noch den Teppich anzünden oder drauf pinkeln. Wo die herkommen scheisst man ja in ein Loch im Boden.“.

„Na, nen Dixi-Klo im Hof tuts doch auch.“

Bei den Zimmern waren die interessierten Mitmenschen irgendwie leiser. Warum bloß – gab es den erwarteten Luxus nicht? Kleine Zimmerchen mit 2 oder 3 Betten. Als tatsächlichen „Luxus“ haben die Zimmer halt ein eigenes Bad – war halt mal ein Hotel.

Hier noch ein äußerst komfortables Büro:

„Hm. Das ist ja ein bischerl klein. Wenn da der Leiter den ganzen Tag drinsitzt.“

Die Bildtexte beinhalten im übrigen Originalzitate, das gebietet ja die Chronistenpflicht.

Die Bilder sind bewusst menschenleer. In Wirklichkeit war die Bude brechend voll und überall wurde diskutiert. Das kann man der Bilderstrecke dieses Artikels entnehmen.  Den Herrn im quergestreiften Hemd konnte man übrigen bestens im ganzen Hause hören. Er hat sehr schön dargestellt das brüllende Menschen einfach keine brauchbaren Sätze von sich geben.

Ein anderer Mann gab u.a. folgendes Statement von sich, unterstützt von einer keifenden Dame:

„Wir haben beim Hochwasser auch keinen Cent bekommen. Warum sollen die dann auf unsere Kosten leben.“

Dieser Satz steht bezeichnend für das irrationale Gerede einiger Diskutanten. Inhaltlich hatten erregt schreiende Menschen genau nichts mitzuteilen. Darum ging es denen auch sehr offensichtlich nicht. Irrationales Gerede. Ich wiederhole mich gerne.

Die Mehrheit der Besucher hat sich stumm das Gebäude angeguckt, nicht wenige Besucher haben das Gespräch mit den anwesenden Leuten von Stadt und betreuenden Einrichtungen gesucht. Ganz wenige besorgte Mitmenschen bleiben in Erinnerung. Als zu kurz gekommen.

Ich finde es sehr ok, wenn Menschen wissen wollen was um sie herum passiert. Ich finde es auch sehr gut wenn sich Menschen mit der Thematik Flüchtlinge auseinandersetzen – und sich eine Meinung bilden – die gerne auch hitzig diskutiert werden soll.

Der vorherrschende Furor der besorgten Mitmenschen mit lautem Organ war allerdings: „Fakten, was soll ich mit Fakten! Ich habe eine Meinung!“ Auffallend war, das die überwiegende Mehrheit der brüllenden Sorte zu einer Generation gehört.

Das sich der Wert unserer Grundstücke durch die Flüchtlinge senkt war im übrigen auch ein Argument welches einige Mal vorkam. 33 Flüchtlinge senken den Wert meines Grundstückes? Haben die euch ins Gehirn geschissen? Das wertsenkende Monstrum in diesem Viertel nennt sich Bundesstrasse 6. Arbeitet euch an der CDU ab die bislang ausser hohler Versprechen bei diesem Thema nix geleistet hat.

 

P.S.

Eine kleine Dienstleistung:

Artikel 5 Grundgesetz

(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.

Um es mal einfacher zu sagen:

(1) der Staat darf dich nicht wegsperren wenn du öffentlich deine Meinung sagst – solange du nicht die Rechte anderer verletzt.

(2) alle Anderen können dir durchaus legal die Meinung geigen, dich links liegen lassen und dich für blöd halten..

Nachtrag, 27.06.2015

Es gibt nun auch einen Artikel der Sächsischen Zeitung zum Thema: „Gekommen, um zu pöbeln“ Ein kleiner Auszug aus dem Artikel:

Sie wollen keine Begrüßung hören, sie wollen Fragen loswerden, Antworten darauf wollen sie wiederum offenbar nicht hören. Die Fragen klingen so: „Wer autorisiert Sie, in diesem Objekt Asylanten unterzubringen?“ Geduldig erklärt die Sozialamtsleiterin den Stadtratsbeschluss vom 11. Dezember 2014. Nächste Frage: „Hat jemand das Volk befragt?“ Geduldig erklärt Susanne Cordts, dass der Stadtrat demokratisch von den Bürgern gewählt wurde. „Wir sind nicht gewillt, hier harmlos zuzusehen“, droht ein wütend erregter Anwohner. Wie andere hat er offenbar Angst, dass die Kriminalität im Viertel ansteigen wird.